Einmal Mittelalter und zurück im Schlosspark

Viele unterschiedliche Aussteller zeigten, wie ein Markt im Mittelalter ausgesehen hat - Musik, Kunst, Waffen, Essen,
Trinken und Unterhaltung im Angebot

Das phantastische Wesen Gwendolyn, hier mit Tochter Inka, hatte auch im Schlosspark auf den verschneiten Wegen keine Probleme. (WP-Foto: Katrin Schmidt)

Bad Berleburg. (ks) "Hat jemand den Martvogt gesehen?" Laut, schrill, urig und vor allem stimmungsvoll ging es beim Mittelaltermarkt im Schlosspark zu. Authentische Aussteller zeigten hier den WeihnachtsZeitreisenden, wie es früher zur Sache ging.

Wer mal etwas völlig anderes erleben wollte, der war im Schlosspark gut aufgehoben. Für Unterhaltung sorgte die Gruppe WirrWahr, die mit Dudelsäcken und Trommeln für musikalische Unterstützung zuständig war. Den Spaß, den sie auf der Bühne hatten, übertrugen sie dann auch auf das Publikum, welches bei der Kälte auch nicht abgeneigt war, sich im Takt ein wenig mitzubewegen. Interessant schon allein die Namen der Künstler. Eigil der Verwirrte (Dudelsack), Harpfari(Dudelsack, Schalmey), Klopfer (Trommel), Baccata der Taktlose (Schlagwerk, Davul) und Silentio der Lautstarke (Gitarre, Gesang) vermischten mittelalterliche mit moderner Musik.

Naschen konnte man bei Johannes Baumann. Statt Schokopralinen und Glühweinbonbons gab es hier Berberitzen, Papaya, Mango, Kichererbsen, Kumquats, Nordmannbeeren und einiges Exotisches mehr. Damit die Aussteller und Mittelalterfans auch in den typischen Roben eingekleidet werden können, braucht es jemanden wie Monika Hallenbach. Die Netphenerin ist Gewandungsschneiderin. "Ich bin über meine Tochter, die Rollenspiele gemacht hat, dazu gekommen. Der Absatz ist gut, viele wollen ihre eigenen Gewänder haben", erzählt sie.

Der Marktvogt (Mirko Hirschfeld) lebte früher gefährlich. Zum Schutz brauchte er Söldner (Philipp Trapp und Mario Schumann). Er musste die Waren probieren. (WP-Foto: Katrin Schmidt)

"Ihr tragt ja nur Synthetik, das ist ja nichts", meinen die Aussteller, die sich für eine kleine Pause in ihr Lager zurückgezogen haben. Hier sitzt man nett beieinander. "Man kennt sich, man sieht sich immer wieder auf Mittelaltermärkten", erzählt Kay Schadendorf, der heute privat hier ist. Es sei "wie eine große Familie, man teilt viele Erlebnisse". So zum Beispiel das Erstürmen der Burg beim Grünewälder Strief in diesem Sommer. Und hergestellt wird hier noch selber, so zum Beispiel in der Schmiede von Guido Jäckel oder in der Färberei der "Familia de Corberki". "Werkzeug muss man selber herstellen, denn das muss richtig in der Hand liegen", so Guido Jäckel. Er führt den Besuchern vor, wie früher gearbeitet wurde. Und erklärt, dass sich seitdem kaum etwas in der Herstellungsart geändert habe. Geschlafen wird in den Zelten und nicht in Hotelbetten.

Bezaubernd fasziniert Gwendolyn alias Doris Wilhelm als phantastisches Wesen auf hohen Stelzen die Besucher, der auch der Schnee keine Probleme zu bereiten scheint, obwohl sie dies erst seit anderthalb Jahren macht. Es ist schon eine andere Welt, und sie ist bestimmt nicht für jeden etwas, aber es ist einfach mal was ganz anderes und lässt Geschichte lebendig werden. Und wo wäre das interessanter als vor der schönen Berleburger Schlosskulisse.

Von Katrin Schmidt

  • Bei der Familia de Corberki wird mit natürlichen Mitteln wie Walnuss, Zwiebeln und Birken gefärbt. (WP-Foto: Katrin Schmidt)
  • Für ordentlich Stimmung sorgte die Gruppe WirrWahr mit ihren Dudelsäcken. (WP-Foto: Katrin Schmidt)
WESTFALENPOST

WESTFALENPOST (15.12.2008)
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WP-Fotos: Katrin Schmidt (ks)