Überregionale Besucher-Scharen

Ob aus Dortmund oder Köln:
Tausende Menschen bei WeihnachtsZeitreise

Der "Hit" war zweifelsohne das Schloss,
wo sich Gaukler und mittelalterliche Musiker tummelten.

  • 'Jerjes' Thomas backte mittelalterliche Waffeln. Da gab es Schalke noch nicht. (SZ-Foto: Holger Weber)
  • Wirr Wahr – die Truppe, bestehend aus fünf Musikern, begeisterte mit mittelalterlichen Weisen, ganz viel Schwung und jede Menge Humor in pfiffigen Texten. Die Männer nahmen dabei kein einziges Blatt vor den Mund. (SZ-Foto: Holger Weber)
  • Rentkammer-Direktor Johannes Röhl ließ sich wieder einmal etwas einfallen. (SZ-Foto: Holger Weber)

Bad Berleburg. (howe) Sie erhielt im Vorfeld bundesweite Beachtung, die WeihnachtsZeitreise in Bad Berleburg. Als besonderer Weihnachtsmarkt im "beschaulichen Kurort" bezeichneten überregionale Verbände und Medien das vergangene Wochenende – bevor es überhaupt begann. Die Äußerungen der "Auswärtigen", die im vorigen Jahr dabei waren, sollten sich auch diesmal bewahrheiten. Und: Allein am Samstagabend fanden so viele Tausend Besucher den Weg in die Odebornstadt, dass damit die Zahlen vom Vorjahres-Sonntag bei weitem übertroffen wurden. Voller Stolz verriet Rentkammer-Direktor Johannes Röhl im SZ-Gespräch, es seien dieses Jahr noch viel mehr Leute hier hergekommen.

  • Wunderbare Atmosphäre im Berleburger Schlossgarten: Der Grünewälder Strief schlug hier am Wochenende sein Weihnachtslager auf. (SZ-Foto: Holger Weber)
  • Der Färber demonstrierte alte Handwerkskunst. Dafür musste der riesige Kessel auch das nötige Feuer haben. (SZ-Foto: Holger Weber)

In der Tat staunten die Veranstalter ob des Massenandrangs. Nicht nur Siegerländer, Wittgensteiner, Sauerländer, Olper oder Altenkirchener wollten die WeihnachtsZeitreise rund um das Schloss derer zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg miterleben, sondern Menschen aus Bielefeld, Münster, Paderborn, aus Hagen, Dortmund, Köln oder Frankfurt. WeihnachtsZeitreise in Bad Berleburg: Allein die Idee verdient Anerkennung, wobei die Reise nicht immer ganz stringent umgesetzt wurde. Mittelalter, Barock und Biedermeier warteten mit allen Facetten ihrer Zeit auf, in der so genannten Neuzeit glänzte man allerdings eher mit Asia-Food, Mützen und Schmuck. Während es der Marktplatz verdient gehabt hätte, näher an das Schloss zu rücken, kam das Zwischenstück zur Schlossstraße hinauf eher dürftig daher. Auch die Schlossstraße selbst hätte man sich etwas weihnachtlicher und angebots-intensiver gewünscht, zumal die meisten Besucher hier hinauf schlenderten und die Straße sehr belebten.

Immerhin bot der Kirchenkreis Wittgenstein einen Tag der offenen Tür mit einer wunderbaren Kalligrafie-Ausstellung oder reichlich Informationen zum tansanianischen Partnerkreis Ngerengere. Ab dem Goetheplatz erwartete die Besucher ein volles Programm. Der Märchenkönig, Achim der Erste von Wettesingen, zog die Kinder mit seinen liebevoll inszenierten, alten Geschichten in den Bann. Zahlreiche örtliche Vereine und Zusammenschlüsse boten bei einem heimeligen Feuer kulinarische Genüsse an. Hier oben entdeckte der Betrachter dann auch die ersten Kostüme, Männer in Frack und Zylinder – etwa bei den Spielplatz-Förderern oder beim Rotaryclub Wittgenstein. Der "Hit" der WeihnachtsZeitreise war zweifelsohne das Schloss, das auch in diesem Jahr zu späterer Stunde wieder beleuchtet wurde. Die mit allem Herzblut und viel Liebe hergerichteten Buden auf dem Schlosshof luden zum Verweilen ein. Hier und da duftete es nach Gebackenem oder nach Räucherkerzen, deren Gerüche die gewöhnlichen Nasen nicht immer sofort einzuordnen wussten. Altes Handwerk und ein großes Waren-Angebot lockten die Leute, etwa der Holzschnitzer oder die Räuchergefäße, Schmuck und selbst hergestellte Holzartikel. Für den Gaumen gab es Wildspezialitäten oder frische Waffeln vom alten gusseisernen Feuerofen. Rund um das Schloss hatten die Freunde von der Grünewälder Strief ihre Lager aufgebaut. Im Schlossgarten wimmelte es von Gauklern, Musikern und Marketendern des Mittelalters. Reisende Söldner, tapfere Ritter, Handwerker und andere Leute sorgten für ein außergewöhnliches Ambiente. Selbst mancher Besucher traute sich, in ein entsprechendes Kostüm zu schlüpfen, um der mittelalterlichen Zeit ganz nah zu sein.

Das Programm am Schloss konnte sich sehen lassen: Die mittelalterliche Gruppe "Wirr Wahr" überzeugte die Besucher mit lustigen Texten, eine Menge Schwung und Humor. Hanfdreher, Tucher, Färber oder Schmied demonstrierten alte Handwerkskunst. Kinder-Augen strahlten bei den produzierten Holzschwertern, Erwachsenen-Zungen erfreuten sich an Geschnetzel-Fleisch für ein paar "Eurolinge". Die WeihnachtsZeitreise erfuhr in diesem Jahr eine unbeschreibliche Resonanz und überregionale Beachtung. Sie darf sich spätestens nach diesem Wochenende in die schönsten und außergewöhnlichsten Weihnachtsmärkte Deutschlands einreihen. Das tut der Popularität des "beschaulichen" Bad Berleburgs freilich sehr gut. Mehr noch: Das belebt auch das örtliche Geschehen. Allein am Samstagabend standen die Menschen teils in Sechser-Reihen vor den Tresen der Gastronomien.

Von Holger Weber

  • Schön, dass er da war: Märchenkönig Achim begeisterte die Kinder mit seinen spannenden und sehr einfühlsamen Erzählungen. (SZ-Foto: Holger Weber)
  • Beim Feuer hielten es auch diese beiden mittelalterlichen Gesellen gerne aus. (SZ-Foto: Holger Weber)
  • Fachsimpeln beim Schmied: Die Männer und Frauen aus dem Mittelalter spielten das alles nicht nur, sie lebten das auch. (SZ-Foto: Holger Weber)
Siegener Zeitung

Siegener Zeitung (15.12.2008)
Internet www.siegener-zeitung.de
SZ-Fotos: Holger Weber (howe)