Die beste Visitenkarte für die gesamte Stadt

Weihnachts-Zeitreise faszinierte die Besucher mit einer urgemütlichen Atmosphäre und kreativen Ideen

Diese Atmosphäre macht zweifelsohne den Unterschied aus: Vor der Schloss-Kulisse fanden sich am Wochenende tausende Besucher ein, um sich auf Weihnachten einstimmen zu lassen. (SZ-Foto: Martin Völkel)
  • Das musikalische Rahmenprogramm ist ein fester Bestandteil der Bad Berleburger Weihnachts-Zeitreise. (SZ-Foto: Martin Völkel)
  • Dieser Weihnachtsmarkt fordert geradezu zum Mitmachen und Mitgestalten auf. Holz spielte am Wochenende eine wichtige Rolle. (SZ-Foto: Martin Völkel)
  • Zahlreiche Feuerstellen sorgten nicht nur für eine tolle Stimmung, sondern durchaus auch für warme Füße. (SZ-Foto: Martin Völkel)

"Der christliche Ansatz war immer der Rahmen unseres Marktes, daran werden wir niemals rütteln", sagte Johannes Röhl gestern beim abschließenden Pressegespräch.

Bad Berleburg. (vö) Für Bad Berleburg bedeutete die Zahl 13 definitiv Glück: Denn die 13. Auflage der Weihnachts-Zeitreise ging am Wochenende bei sprichwörtlichem Bilderbuchwetter über die Bühne. Knackig kalt war es in der Odebornstadt und am gestrigen Sonntag rieselten zusätzlich einige weiße Flocken vom Himmel. Der Weihnachtsmarkt mit der ganz besonderen Note lockte viele tausend Besucher nach Bad Berleburg, ein großer Teil davon nahm weite Anfahrtswege auf sich. Die Kennzeichen-Vielfalt der parkenden Autos in der Stadt war beeindruckend. Hotels und Pensionen im Stadtgebiet waren schon Wochen vorher ausgebucht. Besser kann man eine Visitenkarte für die gesamte Stadt nicht ausstellen.

Nach dem Auftakt am Freitag mit der Andacht und dem anschließenden Eröffnungskonzert mit "Singsation" und dem finnischen Chor "Cantarelli" vor über 400 Besuchern (siehe ausführliche Berichterstattung im Kulturteil, Seite 26) erfolgte der Einstieg in das Marktgeschehen am Samstag bei frostigen Temperaturen im Minusbereich. Es war sogar dermaßen kalt, dass alle Wasserleitungen auf dem Marktgelände sprichwörtlich einfroren. Doch auch diese Hürde meisterten die Veranstalter mit insgesamt 500 ehrenamtlichen Kräften, die die "Zeitreise" so außergewöhnlich machen. Dieser Markt mit seinen 85 Ständen auf dem Goetheplatz, dem Schlosshof und im Schlossgarten gehört definitiv nicht zu den beliebigen, austauschbaren Veranstaltungen andernorts. Es ist die urgemütliche Atmosphäre, die die die Besucher in ihren Bann zieht. Es sind die vielen kleinen Details, die im großen Ganzen ein beeindruckendes Puzzle ergeben: mit den Lagerfeuern im Schlosshof, dem mittelalterlichen Treiben im Schlossgarten, den ausgefallenen musikalischen Beiträgen, der Märchenerzählerin, dem heißen Wisent-Brenneisen, dem überaus lebendigen Bauernhof und den außergewöhnlichen Angeboten an den Marktständen. Auch in kulinarischer Hinsicht ließ die Weihnachts-Zeitreise keine Wünsche offen: angefangen vom fruchtigen Apfelpunsch über das deftige Zupffleisch bis hin zu Fischspezialitäten, die wieder vor Ort zubereitet wurden. Die Besucher genossen die Tage in Bad Berleburg, viele hielten sich über Stunden in der Oberstadt auf.

  • Diese Holzkunst von Manfred Kuhmichel war eines der beliebtesten Fotomotive. (SZ-Foto: Martin Völkel)
  • Das Angebot in der Berleburger Oberstadt gestaltete sich vielfältig. (SZ-Foto: Martin Völkel)

Bürgermeister Bernd Fuhrmann freute sich gestern beim abschließenden Pressegespräch darüber, dass der Schneefall genau zur richtigen Zeit eingesetzt habe. Und er freue sich über die fröhlichen Gesichter, die er auf dem Marktgelände entdeckt habe: "Es ist ein fröhlicher Markt, exakt so, wie Weihnachten sein sollte." Alle Helfer seien mit Spaß bei der Sache, einer helfe dem anderen, das spürten sowohl Besucher, als auch Händler.

Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, der einen großen Teil des Veranstaltungsgeländes zur Verfügung stellt, betonte, "dass wir uns mit dieser Veranstaltung vor keinem anderen Markt in Deutschland zu verstecken brauchen". Da spiele Bad Berleburg in der höchsten Liga mit. Ihn beeindrucke es, so Prinz Gustav, wie die Helfer in den vergangenen Tagen wieder angepackt hätten.

In Bad Berleburg durchlaufe man tatsächlich eine Zeitreise. Und genau das sei die Intention gewesen, als man die gemeinsame Idee vor 14 Jahren erstmals bewegt habe. Holger Saßmannshausen, der Vorsitzende des Jugendfördervereins Bad Berleburg, machte deutlich, dass es allein das Engagement von insgesamt 500 ehrenamtlichen Menschen sei, das sich von anderen Märkten abhebe. Ein Beispiel seien die eingefrorenen Leitungen und damit der Ausfall eines Toilettenwagens gewesen. Wie selbstverständlich seien die Gastronomen aus der Oberstadt eingesprungenen. Immer wieder gelinge es, so Holger Saßmannshausen, "die Dinge im Team zu wuppen". Johannes Röhl, Forstdirektor der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer, hatte ausschließlich fröhliche Gesichter bei der "Weihnachts-Zeitreise" entdeckt: "Das nehmen wir mit, das ist unser Profit." Die praktizierte Solidargemeinschaft halte er, so Johannes Röhl, für "einen genialen Gedanken". Oft seien schon Lösungen vorhanden, noch bevor das eigentliche Problem auftauche. Die Bereitschaft, an diesem Projekt mitzuwirken, steige von Jahr zu Jahr. "Wir arbeiten auf die 25 zu."

Dicht an dicht waren die Besucher am Samstagabend auf dem Goetheplatz unterwegs – und verfolgten hier das spontane Konzert des finnischen Chores 'Cantarelli'. (SZ-Foto: Martin Völkel)

Kai Pompl, verantwortlich für den mittelalterlichen Bereich im Schlossgarten, fand, "dass das Programm für sich gesprochen hat, wir hatten jede Menge Zuschauer". Auch die Händler seien zufrieden gewesen und hätten bereits signalisiert, im nächsten Jahr wiederkommen zu wollen. Bad Berleburg könne als Urlaubs- und Ausflugsort mithalten, stellte Sarah Harth für BLB-Tourismus heraus. Es sei toll, Teil dieser Veranstalter-Gemeinschaft zu sein. Mit der Weihnachts-Zeitreise betreibe Bad Berleburg eine tolle Werbung. Rentkammer-Mitarbeiter Olaf Imhof bezeichnete es als "sehr schöne Aufgabe, kreativ zu sein und sich sich auch immer etwas Neues einfallen zu lassen". Auf dem Schlosshof sei jede Menge Leben und die Besucher seien zum Mitmachen aufgerufen. Die Weihnachts-Reise 2018 endete gestern Abend traditionell mit dem Gottesdienst in der Stadtkirche. Und das wird auch in den nächsten Jahren so sein. "Der christliche Ansatz war immer der Rahmen unseres Marktes, daran werden wir niemals rütteln", sagte Johannes Röhl.

Von Martin Völkel

Siegener Zeitung

Siegener Zeitung (17.12.2018)
Internet www.siegener-zeitung.de
SZ-Fotos (7): Martin Völkel (vö)