Weihnachten: Motto-Märkte liegen im Trend

Weihnachtsmärkte ohne Ideen gehen unter

Aufbau des Hagener Weihnachtsmarktes 2010: Costi (26) aus Hagen bringt die Dekoration bei der Westfalenhütte an. (WP-Foto: Thomas Nitsche)

Hagen. Der erste Advent naht - es ist Weihnachtsmarktzeit. Fast jede größere oder kleinere Stadt versucht jedes Jahr eine solche Veranstaltung auszurichten. Mit unterschiedlichem Erfolg. Wo einige mit ihrem Weihnachtsmarkt einen erfolgreichen Selbstläufer geschaffen haben, müssen andere schließlich doch vor der wirtschaftlichen Lage kapitulieren.

Kleine, lichtergeschmückte Holzhütten, in denen Handwerker ihre originelle Ware feilbieten - Glühweinduft und Bratwurstaroma liegen in der Luft - unter einem riesigen Weihnachtsbaum verschenkt ein Nikolaus Süßigkeitentüten an die Kinder. So sieht er aus, der perfekte Weihnachtsmarkt, zu dem die Besucher in Scharen anreisen.

Es geht aber auch kleiner. Viele Städte veranstalten Weihnachts- oder Adventsmärkte, die nur ein Wochenende dauern und dessen Publikum hauptsächlich aus Einheimischen besteht. Zwischen groß und spektakulär und klein, aber intim gibt es nicht viele Konzepte, die funktionieren.

Die Eisbahn ist ein Publikumsmagnet. (Carmen Harms)

Das hat auch Lippstadt vor fünf Jahren zu spüren bekommen. Damals steckte der traditionelle, vierwöchige Weihnachtsmarkt in der Altstadt in einer Krise, erzählt Carmen Harms, Geschäftsführerin von Lippstadt Marketing. "Dann haben wir die große Eisbahn geholt, um eigene Akzente zu setzen." Eine gute Idee, findet Harms: "Das ist einfach ein Publikumsmagnet - besonders für junge Leute."

Mehr Wert als eine ungewöhnliche Attraktion ist aber meist ein ausgeklügeltes Konzept. Die "Bad Berleburger WeihnachtsZeitreise" lockt sogar Menschen aus Bayern oder dem Ausland nach Wittgenstein. Die Idee der Berleburger: eine Reise durch die Jahrhunderte. Sie beginnt in der Unterstadt mit der Moderne, geht über den Barock und den Biedermeier bis zurück ins Mittelalter. Dieser Teil findet auf dem Schlossplatz statt. "Da gibt es auch kein elektrisches Licht und keine Musik aus der Konserve mehr", erklärt eine Sprecherin der Veranstaltergemeinschaft.

Natürlich sei ein so toller Ort wie das Schloss ein großer Vorteil. Zum mittlerweile fünften Mal findet der dreitätige Markt jetzt statt. Insgesamt 18 einheimische Vereine und mehr als 30 externe Händler füllen die Verkaufshütten. Dabei legen die Veranstalter Wert auf Qualität: "Die externen Händler müssen schon etwas Besonderes anbieten und authentisch sein", so die Sprecherin. Habe man die Händler einmal überzeugen können, kämen sie meist wieder. Lohn der Mühe: 20.000 Besucher im vergangenen Jahr.

Der Hagener Weihnachtsmarkt wird gerade aufgebaut. Externe Händler sind bei großen Märkten ein Muss. (WP-Foto: Thomas Nitsche)

Klein aber fein sollte der Märchenmarkt in Warstein immer anmuten. In diesem Jahr wird er keines von beidem sein. "Wir legen erstmal eine Pause ein", erklärt Simone Nölke vom ausrichtenden Verkehrsverein. Der Grund: Es gibt nicht mehr genug ehrenamtliche Helfer, die die Organisation übernehmen. "Natürlich ist es auch ein Problem, attraktive Händler zu bekommen", so Nölke. Essen und Trinken laufen zwar immer, aber das reiche eben nicht aus.

Die Zeichen der Zeit erkannt hat die Mendener Werbegemeinschaft. Nachdem in den vergangenen Jahren der Weihnachtsmarkt auf dem Alten Rathausplatz mehr zum Entlangeilen denn zum Verweilen einlud, hat man das Konzept in diesem Jahr radikal verändert. "Bisher hat das immer ein professioneller Weihnachts-Markt-Beschicker organisiert", erinnert sich Ulf Schulte-Filthaut, Vorsitzender der Werbgemeinschaft. Jetzt solle der Markt "kurz und knackig" und "von Mendenern für Mendener" werden. Sprich: Nur ein Wochenende lang und hauptsächlich mit einheimischen Verkäufern in lediglich 15 Hütten um die Vincenz-Kirche herum. Eine durchdachte Rundumerneuerung also. Sogar der Name des Marktes ist neu: "Mendener Advent". "Mit dem Begriff Weihnachtsmarkt sind hier lange andere Sachen verknüpft worden", erklärt Schulte-Filthaut im Rückblick auf die Ramsch-Märkte der letzten Jahre.

Von Pia Mester

WESTFALENPOST

WESTFALENPOST (17.11.2010)
Internet www.derwesten.de/nachrichten/wp.html
WP-Fotos: Thomas Nitsche