Weihnachtszeitreise feierte Auftakt nach Maß
Regen hielt Besucher nicht fern - Märchenhaft romantisch
Bad Berleburg. (wette) Stimmungsvoll, romantisch und ein Stück weit auch märchenhaft: Wenn es in Bad Berleburg nach gebrannten Mandeln duftet, wenn die Menschen mit heißem Glühwein durch den Schlosspark laufen, und wenn dort bei Einbruch der Dunkelheit nur Kerzen und Fackeln den Weg weisen, dann wissen die Berleburger, dass ihr ganz spezieller Weihnachtsmarkt begonnen hat.
Und irgendwie wundert es schon gar nicht mehr, dass die besinnliche Reise durch die Jahrhunderte, zu der auch heute in der Zeit von 11 bis 18.30 Uhr die Möglichkeit besteht, wieder einmal mit einem bunten Rahmenprogramm begeisterte beziehungsweise das auch heute noch tun wird. Oder um es in wenigen Worten zusammenzufassen: Beschauliches und Spannendes in mittelalterlichem Ambiente gab es in der Oberstadt, etwas zeitgemäßer ging es hingegen in der Unterstadt zu. Da war es doch schon mal gut, dass es eine Kutsche gab, die die eher "Lauffaulen" aus der Stadt zum Schloss oder umgekehrt beförderte und so allen Gästen die Möglichkeit bot, die unterschiedlichen Epochen zu erfahren. Zugegeben: Der Schneefall der vergangenen Tage dürfte den Organisatoren sicherlich besser gefallen haben als der Regen gestern. Aber da die weiße Pracht nun mal eben doch noch in ausreichender Form auf dem Boden lag, fiel es gar nicht mal so schwer, weihnachtliche Stimmung aufkommen zu lassen – trotz teilweise sehr matschigen Untergrunds.
Los ging es bereits am Freitagabend, als Claudia Latzel-Binder auf dem Schlosshof die Weihnachtszeitreise eröffnete. Die Pfarrerin stimmte ein auf "Tage voller Freude und Frohsinn, Tage voller Begegnung". Daher sei es eine sehr schöne Tradition, zum Auftakt der Veranstaltung inne zu halten, so Claudia Latzel-Binder. Musikalisch begleitet wurde die Andacht vom Posaunenchor des CVJM Schüllar-Wemlighausen; gemeinsam sangen die etwa 50 Zuhörer "Tochter Zion" und "Macht hoch die Tür". Musikalisch weiter ging es dann in der evangelischen Stadtkirche, wo das Weihnachtsoratorium stattfand.
Gestern dann füllten sich Marktplatz, Goetheplatz, Schlosshof und Schlossgarten nur langsam. Erst am späten Nachmittag, als allmählich die Dämmerung einsetzte, wurde der Andrang größer. Der Stimmung derer, die zum bunten Programm mit beitrugen, tat dies indes keinen Abbruch. Schließlich hatte der Märchenerzähler Joachim Varoß in seinem Zelt auf dem Goetheplatz schon am frühen Mittag einige Kinder sitzen, die er mit seinen aufregenden Geschichten in das Reich der phantastischen Märchen entführte. Ein Drehorgelspieler sorgte auf dem Goetheplatz, wo die Gastronomen der Oberstadt zum Schwerpunkt "Internationale Weihnacht" geladen hatten, für heimelige Stimmung.
Dick eingepackt hatten sich gestern aber nicht nur die Besucher der Weihnachtszeitreise, sondern auch die vielen Söldner und Ritter, die im Schlossgarten ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Zusätzlich wärmten sie sich am offenen Feuer und mit warmen Getränken. Auf Betriebstemperatur kamen sie aber auch, weil sie den Besuchern immer wieder gerne vorführten, wie genau im Mittelalter gearbeitet wurde. "Wenn uns jemand anspricht, dann erklären wir natürlich gerne, wie die Arbeit im Mittelalter aussah", sagte beispielsweise der Färber, der in einem großen Gefäße seine Wolle färbte. "Schon damals haben die Menschen gerne farbige Sachen getragen, wenn sie denn das Geld dafür hatten." Auf dem Schlosshof selbst, wo am Nachmittag Turmbläser und das Blasorchester der Musikklassen des Johannes-Althusius-Gymnasiums die Besucher unterhielten, gab es in vielen kleinen Holzbuden Handwerkskunst und weihnachtliches Brauchtum bei Kerzen- und Fackelschein.
Nachdem der Marktvogt am Mittag den Markt eröffnet hatte, trieben zwei Gaukler im Schlossgarten ihren Schabernack. Mit humorvollen Einlagen, Gesängen und Zaubertricks unterhielten sie die Besucher. Auf der Schlossstraße erinnerten Schwarz-Weiß-Fotografien an das Berleburg des 20. Jahrhunderts, wohingegen das Treiben auf dem Marktplatz wieder in das Hier und Jetzt führte.
Wer heute noch die Weihnachtszeitreise besuchen und sich vorab über die Programmpunkte informieren möchte, hat dazu im Internet unter www.weihnachtszeitreise.com die Möglichkeit.
Von Michael Wetter

SWA Wochenanzeiger - Siegener Zeitung (12.12.2010)
Internet www.swa-wwa.de
SWA-Fotos: Michael Wetter (wette)