Die beliebte Weihnachts-Zeitreise lockte die Besucher trotz verregneten Samstags in die Stadt

Am Sonntag wurde alles aufgeholt

Zahlreiche Gaukler sorgten am Wochenende bei der Bad Berleburger Weihnachtszeitreise auf dem Schlosshof und im Schlossgarten mit ihren Auftritten für Furore – wie diese beiden Trommler und Jongleure. (SZ-Foto: Holger Weber)

Mega-Veranstaltung in der Odebornstadt mit ganz viel Programm und Abwechslung.

  • Die Käferholz-Schänke bauten die Veranstalter auf dem Goetheplatz auf. Hier herrschte am Samstagabend großer Andrang. (SZ-Foto: Martin Völkel)
  • Der Regen machte am Samstag besonders denjenigen zu schaffen, die den Besuchern im Freien eine musikalische Freude machen wollten. (SZ-Foto: Timo Karl)
  • Das Volk versammelte sich im Schlossgarten, wenn die Musikgruppe 'Duivelspack' die Bühne betrat und mittelalterliches Liedgut darbot. (SZ-Foto: Timo Karl)
  • Die Märchenerzählerin Ketlin Wünschestein scharte am Samstag und Sonntag immer zahlreiche interessierte Kinder um sich. (SZ-Foto: Timo Karl)

Bad Berleburg. (howe) Am Sonntagmorgen schlugen die Veranstalter beim Blick hinaus ins trübe Nass die Hände über dem Kopf zusammen. Nicht schon wieder! Bereits am Samstag hatte es geschüttet wie aus Eimern, da mussten die Besucher der Weihnachts-Zeitreise schon Schirme bereithalten, um nicht komplett durchgeregnet zu werden. Leider machte sich das Wetter auch bei den Besucherzahlen bemerkbar. Erst am Abend, als das Lichterspiel mit Feuerschein und angestrahltem Schloss zu erwarten waren, besserte sich die Laune bei den Leuten und der Glühwein schmeckte auch. Die Weihnachts-Zeitreise hat dennoch nichts an Attraktivität eingebüßt. Es bleibt dabei: Der Markt in Bad Berleburg ist einer der schönsten in Südwestfalen – schon allein wegen der Vielfalt der Angebote.

Kulinarisch boten die Vereine und Akteure auf dem Schlossplatz alles, was das Herz begehrt. Die Wildbratwurst und das herzhaft duftende Wildfleisch der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer gingen besonders am Sonntag weg wie warme Semmeln. Mit Raclette-Käse von Rotary International, mit Waffeln vom Buchenfeuer, Crêpes oder heißer Fleischwurst, Wittgensteiner Kesselfleisch, Stockbrot der Grundschulfördervereine „Im Odeborntal“ und „Am Burgfeld“ avancierten Goetheplatz und Schlosshof zur kulinarischen Meile. Die zog sich bis ins Mittelalter, wo eine Bäckerei leckere Flammkuchenspezialitäten oder die Jagdstuben Grünewald mit Champignons aufwarteten – um nur einige Beispiele zu nennen. Daneben konnte sich die Angebotsvielfalt sehen lassen. Die Schlossstraße hinauf konnten zunächst die alten Fotomotive bewundert werden, am Goetheplatz mutete der riesige Weihnachtsmarkt erst einmal neuzeitlich an – mit zahlreichen Textilanbietern, Messer- und Haushaltsartikel inklusive. Immer wieder mischten sich örtliche Anbieter darunter – mit Weihnachtsdekoration, Schmuck und Accessoires. Der Rundgang am Schlosshof war natürlich ein Muss. Liköre, Gewürze, allerlei Selbstgebasteltes, Genähtes und Gestricktes, viel Dekoration und weihnachtliche Dinge wie Holzarbeiten waren im Angebot.

Hier brachten sich einige Vereine aus Bad Berleburg ein – etwa der Ortsheimatverein Schieferschaubergwerk, das Abenteuerdorf Wittgenstein oder der Heimatverein Girkhausen, der Werbung machte für seine Feierlichkeiten zum 800-jährigen Bestehen und fleißig Flyer verteilte. Auch die Evangelische Gemeinschaft oder das Johannes-Althusius-Gymnasium boten ihre Waren und Genüsse feil. Einer der Höhepunkte war sicherlich wieder die Zeitreise ins Mittelalter hinter dem Schloss entlang der Parkstraße. Hier präsentierten Handwerker ihr Können – der Färber, der die Wolle bunt machte, der Schmied oder der Bleigießer. Auch die Salzsiederei war mit von der Partie.

Zu verkaufen hatten die mittelalterlichen Händler freilich auch einiges: Schmuck aus eigener Herstellung, sogar Messer, Honigspezialitäten, seltene Fruchtweine und andere Sachen. Den Kindern machte das Armbrustschießen Spaß, ebenso das Fahren im Karussell der Siegener Zeitung am Goetheplatz. Auch die Märchenerzählerin kam an. Außerdem sorgten „Corpus Titanium“ – Nikolaus und Engel im Riesenformat – für Kurzweil unter den jüngeren Besuchern. Die staunten erst einmal Bauklötze ob der außergewöhnlichen Stelzen-Performance, wurden dann aber mit den Riesen warm, als die Süßigkeiten verteilten. Für reichlich Humor und Furore sorgten „Opus Furore“ mit Trommelsoli, Jonglage, Gauklerei und ganz viel Witz.

Auch die Musikgruppe Duivelspack, der Marktvogt und besonders der Barde Disphonicus lockten die Massen an. Hier wurden beim Probieren der Speisen des Grünewald-Wirts und der Getränke sogar Kinder auf die Bühne geholt und Erwachsene als Freiwillige ausgesucht. Es hätte ja sein können, jemand hätte die Nahrung vergiftet, hieß es. Das Volk zeigte sich begeistert, applaudierte heftig – besonders bei der abendlichen Feuershow.

  • Spektakulär wurde es bei der Jonglage im Schlossgarten. (SZ-Foto: Holger Weber)
  • Der Stelzen-Nikolaus erfreute Kinder und Eltern gleichermaßen. (SZ-Foto: Holger Weber)

„Der Samstag war eigentlich abgesoffen“

Veranstaltergemeinschaft der Weihnachts-Zeitreise zieht ein positives Gesamtfazit / Vorteil: Der Markt findet an zwei Tagen statt

  • Versöhnlicher Sonntag. Wechselbad der Gefühle bei der Bad Berleburger Weihnachts-Zeitreise: Samstag regnete es in Strömen, Sonntag strömten die Leute zum Markt. (SZ-Foto: Holger Weber)
  • Speisen vergiftet? Nein! Der Grünewald-Wirt war erleichtert. (SZ-Foto: Holger Weber)

Gute Laune brachte die Veranstaltergemeinschaft um den Organisationsleiter Holger Saßmannshausen vom Jugendförderverein am Sonntagnachmittag beim Pressegespräch mit. Dabei hatte es am Samstag überhaupt nicht danach ausgesehen.

„Über den Tag hatte ich gedacht, das darf nicht wahr sein“, gestand Bürgermeister Bernd Fuhrmann. „Ich hatte befürchtet, das wird die 14. Weihnachts-Zeitreise, die uns schon am Freitag den Dreizehnten einen Strich durch die Rechnung macht.“ Aber nein, genau dieser Tag habe mit der besten A-capella-Band der Welt, den „Medlz“ bestens gestartet. Der Samstag „fing dann sehr bescheiden an, er war eigentlich abgesoffen.“ Da habe er an diejenigen gedacht, die ihre Stände aufgebaut hatten. Erstmals habe er bei einer Weihnachts-Zeitreise befürchtet, so Bernd Fuhrmann, dass sie ins Wasser falle. Auch am Sonntagmorgen sei er mit einem unguten Gefühl aufgestanden. „Der Regen hat nicht dafür gesprochen, dass es am Ende noch so ein toller Tag geworden ist.“

Wie toll, das dokumentierte Kai Pompl von den Jagdstuben Grünewald. Der hatte am Samstagabend in seinen Kühlwagen geschaut und Berge von Champignons entdeckt, die er am verregneten Samstag nicht unter die Leute bekommen hatte. „Heute sind sie alle weggegangen,“ freute sich der Wirt. „Der Sonntag war mehr als versöhnlich“, zog Bernd Fuhrmann ein positives Fazit. Denn die Massen seien schon relativ früh nach Bad Berleburg gekommen. Veranstaltungsleiter Holger Saßmannshausen gab zu, „am Samstag ziemlich deprimiert“ gewesen zu sein.

„Es fehlte am Samstag deutlich was, das können wir aber mit dem Sonntag sicher kompensieren.“ Insgesamt könne man mit dem Verlauf der Weihnachts-Zeitreise sehr zufrieden sein. Und wenn man am Ende die schwarze Null fahre, könne man sicher zufrieden sein, erläuterte Holger Saßmannshausen. Die Weihnachts-Zeitreise komme an. „Das Schloss ist einfach unsere Kulisse, das Herzstück der Zeitreise.“ Johannes Röhl von der Veranstaltergemeinschaft pflichtete dem bei. Er sei sicher, dass die Weihnachts-Zeitreise auch in 50 Jahren stattfinde, weil sie einfach Spaß mache. „Wir gehen dabei nicht auf Rekorde, sondern die, die hier sind, die müssen Spaß haben.“

Bei der Umgestaltung des Goetheplatzes, fügte Bad Berleburgs Beigeordneter Volker Sonneborn hinzu, „denken wir diese Veranstaltung mit.“ Will heißen: Es werde dann auch die Infrastruktur für so ein Jahres-Event geschaffen.

Von Holger Weber (howe)

Siegener Zeitung

Siegener Zeitung (16.12.2019)
Internet www.siegener-zeitung.de
SZ-Fotos: Holger Weber (howe - 5), Timo Karl (tika - 3), Martin Völkel (vö - 1)