Fitnessstudio für Karussell-Dreher

Thomas Korn dreht das mittelalterliche Kinderkarussell. (WP-Foto: Peter Kehrle)

Bad Berleburg. "Wenn viel los war, weißt Du abends, was Du gemacht hast. Das kannste spüren", sagt Thomas Korn und lächelt. Der mittelalterlich in Loden, Leinen und Wolle gewandete Mann aus Brandenburg dreht an der Kurbel und zaubert damit ein Lachen in Kindergesichter.

Korn bedient das mittelalterliche Kinderkarussell, das in diesem Jahr erstmals den mittelalterlichen Jahrmarkt der Weihnachtszeitreise im Schlosspark vervollständigt. Am Karussell oder der historischen Armbrust-Schießbude konnten sich die Kinder austoben, während sich die Erwachsenen einen heißen Met gönnten oder an den verschiedenen Marktständen umherstöberten.

Das Getriebe ist das Geheimnis

Immerhin acht Kinder haben auf dem nostalgischen Fahrgeschäft Platz. "Nur schwerer als 50 Kilo dürfen sie nicht sein, das halten die Seile nicht", sagt Korn und dreht am Rad. Auch wenn bis zu 400 Kilo Kinder-Gesamtgewicht in seinem Karussell sitzen, muss er sich kaum anstrengen. Das Geheimnis ist das Getriebe: "Das besteht aus dem Kurbelrad einer alten Waschmaschine und dem Getriebe aus einem alten DDR-Bagger vom Typ C170." Einfach und eben nicht kaputt zu kriegen. Das ist auch gut so, denn das auf Mittelalterliche Jahrmärkte spezialisierte Schaustellerunternehmen, in dem Korn arbeitet, hat vier dieser schönen kleinen Karussells und sogar ein großes mit zwölf Gondeln, das sich jetzt auf dem Dresdener Weihnachtsmarkt dreht.

Früher durfte nicht jeder mitfahren

Als die ersten dieser Karussells aufkamen, das "war im 13. und 14. Jahrhundert", berichtet Korn, "konnte nicht jeder mitfahren. Das war ein Privileg des Adels und der höhen Gesellschaftsschichten". Damals mussten aber auch gleich mehrere Tiere oder Diener herbei, um die Karussells mit Seilen zu drehen. Da hat es Thomas Korn doch besser. Auch wenn er am Ende des Tages weiß, dass er am Rad gedreht hat: "So spar‘ ich mir das Fitnessstudio."

WESTFALENPOST

WESTFALENPOST (16.12.2013)
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WP-Foto: Peter Kehrle